DruckversionNeue Suche

Editorial Virginia Nr. 53 (Herbst 2013)

Liebe Leserinnen,

immer wieder kommen Diskussionen darüber auf, ob Literaturpreise für Frauen und Rezensionszeitschriften, die ausschließlich Besprechungen von Büchern von Frauen veröffentlichen, nicht längst überflüssig geworden seien.

Ein Blick auf die heutige Realität belehrt uns jedoch schnell wieder eines Besseren: Autorinnen wurde nicht nur zu Zeiten der Brontës nahegelegt, unter einem männlichen Pseudonym zu veröffentlichen, sondern bei bestimmten Themen auch heute noch oder zumindest doch – wie bei J.K. Rowling – einen geschlechtsneutralen Vornamen für die Veröffentlichung zu wählen. In den Feuilletons überwiegen die männlichen Rezensenten, die natürlich auch erheblich mehr Bücher von männlichen Autoren besprechen, obwohl jede Umfrage zu dem Thema zu dem Schluss kommt, dass Frauen diejenigen sind, die mehr Bücher kaufen und lesen. Und zudem auch etwa gleichviel Bücher von Autorinnen und Autoren lesen, während Männer kaum je Bücher von Autorinnen lesen.

Dies setzt sich weiter fort in den Verlagen und so wundert es uns eigentlich kaum noch, wenn renommierte Verlage eine gesonderte Vorschau zum Schwerpunktland der diesjährigen Buchmesse herausgeben, in der nicht eine einzige Autorin vorkommt.

Dass es durchaus auch anders geht, zeigt diese Ausgabe der Virginia. Wie immer gibt es hier einen Übersichtsartikel über Schriftstellerinnen des diesjährigen Gastlandes der Frankfurter Buchmesse: Brasilien. Daneben finden sich aber auch weitere spannende Autorinnen, die zur Entdeckung einladen – seien es die Lebensgeschichten von Eugenie Schwarzwald, Madeleine Albright, Laure Wyss oder Jeanette Winterson oder Romane von Tanja Maljarschuk, Franziska zu Reventlow oder Barbara Slawig. Aber Frauen äußern sich selbstverständlich zu allen Themen, wie sich an den Besprechungen der Bücher zum Arabischen Frühling, zur Kultur des Ökonomischen und zur Lage in Russland zeigt. Und sie setzen sich natürlich auch immer wieder mit der Position von Frauen in unserer Gesellschaft und den oft nur gemächlich stattfindenden Veränderungen in unseren Vorstellungen von Frauen und Männern auseinander, wie in dieser Ausgabe Cordelia Fine – womit sich der Kreis dann wieder schließt.

Viel Spaß beim Lesen wünscht

© Virginia Frauenbuchkritik